Any Cherubim ist eine Autorin, die es versteht, Leser:innen mit jeder Seite mitten ins Geschehen zu ziehen. Ihre Bücher sind ein Mix aus großen Gefühlen, fesselnder Spannung und Figuren, die einem noch lange im Kopf bleiben. Im Interview spricht sie über ihre Anfänge, die Herausforderungen des Autor:innen-Daseins und die Momente, die es dennoch lohnenswert machen.
Ich liebe dramatische Lovestories, die Leser:innen mitfiebern lassen und Schnappatmung verursachen.
Any Cherubim
Ich brauche Spannung, Gefahr, Geheimnisse und unvorhersehbare Wendungen – so kann ich mich in der Geschichte richtig austoben.
1. Fangen wir doch mal damit an, wie du dich selbst beschreiben würdest.
Any: Seriös, zurückhaltend und mit sehr gutem Benehmen. Ha, ha!
Spaß beiseite. Ich bin schnell zu begeistern, habe eine Schwäche für Schokolade und Notizbücher. Ich kann Unehrlichkeit und Lügen nicht ausstehen und bin ein gerechtigkeitsliebender Mensch. Ich liebe gutes Essen im Kreis meiner Familie und Freunde, bin ohne mein Schreibzimmer nur ein halber Mensch und mag, ganz girly-like, alles was funkelt und glitzert.
2. Wie sah dein Leben vor dem Autorinnen-Dasein aus?
Any: Bevor ich ernsthaft mit dem Schreiben loslegte, war ich hauptsächlich Mama und habe nachts, nebenher, in einer Spedition im Büro gearbeitet. Ich habe viel mit den Kindern unternommen, mit ihnen gebastelt und gespielt, bis sie älter wurden und die intensive Mama-Betreuung langsam nicht mehr brauchten. 2009 probierte ich mich erfolgreich im Direktvertrieb einer Kosmetikfirma aus und begann meine ersten Geschichten für BookRix zu schreiben.
3. Wie alt warst du, als du dein erstes Buch geschrieben hast? Wie bist du überhaupt zum Schreiben gekommen?
Any: Mit zehn Jahren habe ich meine erste Geschichte auf Papier gebracht. Natürlich war das Geschreibsel alles andere als vorzeigbar, aber ich hatte so viel Spaß daran, dass für mich damals schon klar war: Eines Tages veröffentliche ich ein Buch. Als Kind hat man ja noch Träume, doch ich hätte niemals gedacht, dass meiner tatsächlich Realität werden könnte.
4. Erzähl doch mal, wie war das erste Mal Veröffentlichen für dich?
Any: OH. MEIN. GOTT! Ich war das reinste Nervenbündel. Das Schlimme ist, das ist heute immer noch so. Egal wie viele Bücher ich schon veröffentlicht habe, mein Herz rast und mein Magen vollführt ganze Saltos. Das wird sich wahrscheinlich nie ändern.
Es ist so: Man schreibt monatelang an einer Story, feilt, überarbeitet, schlägt sich Nächte um die Ohren und sitzt täglich in der Achterbahn der Selbstzweifel – dann kommt der Tag, an dem du dein Baby der Öffentlichkeit präsentierst und gebannt auf die Meinung der Leser:innen wartest.
Mein Debütroman kam anfangs überhaupt nicht gut an. Das Buch erhielt reihenweise schlechte Kritiken, die ich mir sehr zu Herzen nahm.
Doch als ich aufgestanden bin und mein Krönchen wieder gerichtet habe, schaute ich mir die einzelnen Kritikpunkte genauer an und musste feststellen, dass die Leser:innen zum Großteil Recht hatten. Von da an war es ein stetiges Lernen. Ich arbeite hart an mir, wollte einzelne Schreibtechniken kennenlernen und tat alles, um das nächste Buch besser zu machen. Mit Erfolg!
Heute kann ich darüber lachen.
5. Wie hat das Schreiben dich verändert?
Any: Dank des Feedbacks meiner Leser:innen bin ich selbstbewusster und mutiger geworden. Früher fiel es mir nicht leicht mit Kritik umzugehen. Okay, Hand aufs Herz, auch heute schmerzt es manchmal, wenn man eine Buchbewertung liest und keinen konstruktiven Satz findet. Aber damit komme ich inzwischen klar – mein Schreibstil und meine Geschichten können nicht jedem gefallen.
Das Wichtigste für mich ist, nie zu vergessen, für wen ich das mache. Ich schreibe keine hochtrabende Literatur, das war nie mein Ziel. Ich will z. B. die Kassierer:in im Supermarkt nach einem harten Arbeitstag für ein paar Stunden aus ihrem Alltag entführen. Ich will meine Leser:innen einfach unterhalten.
6. In welchem Gerne schreibst du am liebsten?
Any: Veröffentlicht habe ich bereits in den Genres Fantasy Romance, Romance, New Adult und Romance Suspense.
Am liebsten schreibe ich aber im Genre Romance Suspense, New Adult. Ich liebe dramatische Lovestories, die Leser:innen mitfiebern lassen und Schnappatmung verursachen.
Ich brauche Spannung, Gefahr, Geheimnisse und unvorhersehbare Wendungen – so kann ich mich in der Geschichte richtig austoben.
Seit einiger Zeit liebäugle ich mit dem Thriller. Vielleicht wage ich eines Tages den Sprung.
7. Was war dein schönstes/erstaunlichstes/erschreckendstes Erlebnis als Autorin?
Any: Das erstaunlichste Erlebnis war definitiv, als einige meiner Buch-Babys in die Top 20 der Amazon Charts, im Apple-Book-Store sogar auf Platz 1 landeten. Damit hätte ich niemals gerechnet.
Die schönsten und bewegendsten Erlebnisse hatte ich aber durch zwei Leserinnen, die sich unabhängig voneinander und zu unterschiedlichen Zeitpunkten meinen Buchtitel „Mea Suna“ tätowieren ließen. Sie schrieben mich über meine Social-Media-Kanäle an und berichteten mir von ihrer schlechten Lebenssituation und von schlimmen Schicksalsschlägen.
Beide fühlten sich von meiner Protagonistin Jade so bestärkt, dass sie schließlich den Weg aus den trüben Tagen fanden.
Ist das nicht fantastisch? Meine Geschichte hat es geschafft, Menschen Mut und Kraft zu schenken.
8. Was tust du bei einer Schreibblockade?
Any: Gerade bei meiner Diologie „Broken Feelings“ fiel ich in eine hartnäckige Schreibblockade, die mich lange Zeit fest im Griff hatte. Der Kopf ist voll, nichts klappt und egal, wie oft ich über den Text ging, alles hörte sich schrecklich an. Manchmal funktioniert es, sich mit anderen Sachen zu beschäftigen, z. B. mit einem Spaziergang oder mit einem Treffen mit Freunden, doch als das alles nicht klappte, bekam ich den Tipp von meiner damaligen Autorenbetreuerin: „Schreib die kompletten Biografien deiner wichtigsten Protagonist:innen auf – so lernst du sie besser kennen.“
Genau das tat ich, und plötzlich platzte der Knoten und ich konnte wieder schreiben. Am Ende hatte ich eine meiner stärksten und besten Geschichten geschrieben. „Broken Feelings“ wurde über den Zeilenfluss Verlag veröffentlicht und hat viele Leser:innen begeistert.
9. Wenn du nicht gerade schreibst, was machst du dann?
Any: Ich habe das Nähen und, dank einer Autorenkollegin, das Aquarell-Malen für mich entdeckt. Mit dem Zeichnen und Malen hat mich meine liebe Kollegin Ewa Aukett angesteckt. Sonst verbringe ich meine Zeit gerne mit meiner Familie.
10. Was macht für dich ein gutes Buch aus?
Any: In erster Linie muss mich ein Buch unterhalten. Ich mag keine locker-leichten Geschichten mit rosa Wolken und einem Himmel voller Geigen. Ich will unterhalten werden mit einem interessanten Grundthema, lebendigen Figuren und einem Schreibstil, der mich mitreißt. Es gibt unzählige Autor:innen die das können, z. B. Colleen Hoover, Sarah J. Maas, Julia Dippel, Amanda Frost, Ewa Aukett und Mila Olsen.
Ich will unterhalten werden mit einem interessanten Grundthema, lebendigen Figuren und einem Schreibstil, der mich mitreißt.
Any Cherubim
Vielen Dank für das Gespräch.
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